Die Rehkitzrettung

Schätzungen zufolge kommen jährlich mehr als 100.000 Rehkitze bei der Maht ums Leben.

Die Natur hat den Kitzen einen natürlichen Schutz gegeben. Kitze haben keinen Eigengeruch und können somit nicht von Raubwild gefunden werden. Zusätzlich haben Kitze den sogenannten "Duck Reflex". Das bedeutet, dass Kitze bei Gefahr liegenbleiben und sich nicht mehr bewegen. Diese beiden Eigenschaften verhelfen dem Kitz die ersten Lebenswochen zu überleben.

ABER:

Die Natur hat nicht berücksichtigt, dass die Wiesen, wo die Ricke das Kitz ablegen wird, von uns Menschen zwecks Futtergewinnung gemäht wird.

Alles geht wie gewohnt... Die Ricke bekommt ihr Kitz und legt dieses vermeintlich Sicher ins Hohe Gras. Weder Fuchs noch anderes Raubwild kann das Kitz finden. Mehrfach täglich geht die Ricke zu ihrem Kitz und lässt es säugen.

Wenn das Gras hoch genug ist für die Maht, kommt der Landwirt und mäht die Wiese... das Kitz hat keine Chance...

Dem Landwirt stehen verschiedene Möglichkeiten zur Vermeidung solcher Unfälle zur Verfügung. Man kann z.B. abends vorher versuchen die Wiese mit Geruchsstoffen, oder optischen Reizen zu vergrämen...


Die effektivste und sicherste Lösung ist jedoch das Befliegen mit Wärmebilddrohnen. Hiermit kann man sehr schnell die Kitze und andere Lebewesen lokalisieren und anschließend sichern.

Anbei ein paar Fotos die während unserer Rehkitzrettungen entstanden sind

 

Hier ist ein kleiner Erfahrungsbericht von unserer lieben Anja :-)


Es ist 4.30 Uhr. Auf dem Weg zu meinem Auto begleitet mich schon das erste Vogelkonzert. Die meisten Fenster unterwegs sind aber noch dunkel. Ich bin müde und trotzdem ist da dieser innere Antrieb. Etwas wofür es sich lohnt das auf sich zu nehmen.


Vor 2 Tagen rief uns ein Landwirt an. Er hätte von unserem Verein gehört und möchte seine Felder mähen. Ob wir ihn bei der Suche nach Rehkitzen aus der Luft unterstützen könnten. Bislang ist er vor der Mahd immer selber die Felder abgeschritten oder hat seinen Jagdpächter um Hilfe dabei gebeten. Alles findet man dabei oft leider nicht, denn die kleinen Kitze sind Meister im Verstecken. Der Termin passt oder es wird versucht ihn passend zu machen J Die Anfragen nach Unterstützung häufen sich und das ist gut so. Nicht ein Rehkitz soll mehr zu Schaden kommen.


Vor Ort treffe ich auf die anderen Helfer. Es ist ein gutes Gefühl gemeinsam für eine Sache zu brennen. Die Stimmung ist gut, es wird gelacht und man freut sich einander zu sehen.

Kurz darauf geht die Drohne mit Wärmebildkamera in die Luft. Nur in den frühen Morgenstunden haben wir die Möglichkeit ein Kitz zu Orten. Wenn die Luft draußen noch kälter ist als die Wärme, die das Kitz abgibt. Unser Drohnenpilot hat immer noch einen aus dem Team dabei, der die Drohne im Auge behält. Der Rest des Teams geht ins Feld. Oft gibt es auch Stellen, die zu Fuss abgesucht werden müssen weil zb. Bäume auf dem Feld oder der Wiese stehen. Dort kann die Drohne nicht sicher fliegen.

Über das Funkgerät kommt eine Durchsage. Weiter hinten wurde ein Kitz geortet. Vorsichtig nähern wir uns. Kleine dunkle Knopfaugen schauen mich erwartungsvoll an, mein Herz pocht und ich halte den Atem an. Ganz vorsichtig, mit Handschuhen und einer großen Menge Gras nehme ich das Kitz hoch und lege es in Sicherheit an den Waldrand. Seine Mutter wird es dort später aufgrund seiner Laute sicher und wohlbehalten wiederfinden.


Die Suche mit der Drohne geht noch eine Weile weiter. Einen Hasen konnten wir noch aus dem Feld verjagen. Auch er wird heute nicht zu Schaden kommen.

Am Ende verstauen wir unsere Ausrüstung und verabschieden uns herzlich. Der eine fährt weiter auf die Arbeit, der andere nach Hause. Was uns vereint ist das gute Gefühl, heute Leben gerettet zu haben. Das lässt die Müdigkeit in den Hintergrund rücken und motiviert Tag für Tag aufs Neue.

Wenn auch du uns unterstützen willst, sei es als Suchhelfer, als Vereinsmitglied oder auch durch eine Spende freuen wir uns riesig auf dich! Gemeinsam können wir viel verändern!